GUIDO QUADFASEL - Ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Havelaue
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Presse
07.12.2010, 11:13 Uhr | MAZ "Westhavelländer" vom 07.12.2010
FEIER: Die Heimat liegt am Schwarzen Meer
Adventstreff der Bessarabiendeutschen

 

STECHOW - Viele der Bilder, die auf der Leinwand vorgeführt werden, sind schon etliche Jahre alt. Bilder, von denen sich die Zuschauer regelrecht fesseln lassen am Sonntagnachmittag in der Kulturscheune Stechow. Der bemerkenswerte Film schildert das Schicksal von Menschen, die einst am Schwarzen Meer wohnten und aus ihrer Heimat vertrieben wurden.
Draußen schneit es. So brechen einige Zuschauer schon vor dem Ende der Veranstaltung auf. „Es nützt alles nichts, so schön es auch ist. Aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns nach Hause. Nach Bessarabien, in unsere Heimat – gedanklich zumindest“, sagt ein älterer Mann, als er sich seinen Mantel anzieht.

 

Der Mann ist Schwarzmeerdeutscher. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat es ihn ins Havelland verschlagen, wo er in Schönholz ein neues Zuhause gefunden hat. Hier ist er heimisch geworden, seine wahre Heimat wird für ihn aber immer Bessarabien bleiben. Die Verbundenheit zu den am Schwarzen Meer gelegenen Regionen wie Sarata, Andrejewka, Albota oder Aris war in allen Gesprächen in der Kulturscheune zu spüren.

Aus Rathenow, Premnitz, Ferchesar, Falkensee und anderen havelländischen Orten waren 150 Bessarabiendeutsche nach Stechow zu einer Adventsfeier gekommen. Eingeladen hatte der Bessarabiendeutsche Verein, Regionalverband Havelland. „Viele Erinnerungen und Traditionen wurden wieder aufgefrischt. „Vor allem haben wir uns besser kennen gelernt“, so die Vorsitzende des Regionalverbandes, Anika Teubner. Schade fand sie, dass aufgrund des winterlichen Wetters rund 70 Bessarabiendeutsche ihre Teilnahme kurzfristig abgesagt hatten.

Mit einer Andacht und filmischen Impressionen aus Bessarabien wurde die Adventsfeier eröffnet. Mit Holubzi/Kaluscken gab es zu Mittag ein typisch heimatliches Gericht. Rosemarie Wolter und Renate Rauser erinnerten an weihnachtliche Sitten und Bräuche. Sie erzählten, dass es in Bessarabien üblich war, in der Adventszeit die langen Winterabende in der Familie zu verbringen. Die Männer lasen Zeitung, die Frauen strickten und die Kinder schnitzten kleine Schachfiguren oder Puppen. Die Weihnachtsbäume wurden von weither geholt und bis zum Heiligen Abend vor den Kindern versteckt. Schon Wochen vor dem Fest wurden Gänse geschlachtet und geräuchert. An jedem 21. Dezember wurden die Puppen neu eingekleidet. Am Heiligen Abend machten sich die Eltern mit Laternen auf den Weg zum Gottesdienst in die Kirche. Die Kinder blieben zuhause, für sie gab es am 1. Weihnachtstag einen Gottesdienst.

Das Fest wurde in der Familie gefeiert und der dritte Weihnachtstag war auch noch Feiertag. Natürlich wurde viel gesungen. So war es auch am Sonntag. In Gemeinschaft sang man unter anderem „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ und natürlich das Heimatlied der Bessarabiendeutschen. (Von Norbert Stein)

aktualisiert von Guido Quadfasel, 07.12.2010, 11:30 Uhr